Klimawandel, Klimakatastrophe, Umweltzerstörung

Was ist das eigentlich für eine Erfahrung?

"Der Mensch zerstört die Erde."

Wie fühlt sich das an, wenn man einer von denen ist, die die Erde zerstören?

Nicht sehr gut, würde ich sagen.

Müssen wir also endlich mal zur Besinnung kommen, uns endlich mal bessern und dann noch mehr anstrengen?

Das meinen wohl manche. Es ist aber keine Lösung. Vielmehr wird auf diese Weise genau das Gegenteil dessen erreicht, was man eigentlich erreichen zu wollen vorgibt.

Das fatale an der gegenwärtig verbreiteten Weltsicht ist ja, dass je mehr sich eine Idee in einer Erfahrung zu verwirklichen beginnt, um so verzweifeltere und absurdere Anstrengungen unternommen werden, die Symptome wegzumachen.

Und genau das Gegenteil wäre richtig: Den übertriebenen Aktionismus zu stoppen, sich den Erfahrungen und vor allem den damit verbundenen Gefühlen zu stellen und sich über die eigentlichen Ursachen klarzuwerden.

Schauen wir uns die Hintergründe an:

"Der Mensch zerstört die Erde."

Das ist die Erfahrung. Es ist eine niederschmetternde Erfahrung. Wir sind hier am Kern eines menschlichen Selbstverständnisses, das von Minderwertigkeitskomplexen und negativen Annahmen geprägt ist:

"Der Mensch der Störenfried"

"Der Mensch der Zerstörer"

"Der Mensch, der nicht verdient, was ihm gegeben ist"

"Der Mensch, der nie genug bekommen kann"

"Der Mensch, der schon sehen wird, wo er mit seinem miesen Verhalten landet"

Die übrige Natur in einem glücklichen Einklang mit sich selbst und dann kommt der Mensch und macht alles kaputt.

Was wäre die Alternative?

Jede echte Lösung muss an der Wurzel des Problems ansetzen: dem menschlichen Selbstverständnis.

Wie wäre folgende Sichtweise?

Der Mensch als willkommener Teil dieser Erde und der Natur.

Der Mensch als würdiger Bewohner dieser Erde.

Der Mensch als ein Wesen, von dem diese Erde, die Natur und das Universum in hohem Maße profitiert.

Der Mensch als ein Wesen, das seine Sache gut macht.

Der Mensch als ein Wesen, das erfolgreich ist.

Der Mensch als ein Wesen, das geschätzt wird.

Der Mensch als ein Wesen mit guten Absichten.

Der Mensch als ein Wesen mit guten Aussichten.

"Aber das stimmt doch nicht! Was soll diese Augenwischerei, wenn die Erde am Abgrund schwebt?"

OK. Schauen wir uns also an, was tatsächlich passiert ist, wie es dazu kam:

Irgendwann im Rahmen der Industrialisierung stellte der Mensch fest, dass Wälder in bestimmten Landstrichen sterben und die Ursache dafür lag schnell auf der Hand: Die schlechte Luft durch Abgase. (Das ist nur ein Beispiel, um das Prinzip zu verdeutlichen. Es ist egal, was als konkreter Auslöser angesehen wird.)

Wie der Mensch mit seinem aktuellen Selbstverständnis damit umgeht, wissen wir. Schauen wir uns jetzt an, wie eine Menschheit mit Selbstbewusstsein und positivem Selbstverständnis damit umgehen würde.

Wäre einer Menschheit mit Selbstbewusstsein und positivem Selbstverständnis so etwas gar nicht erst passiert?

Doch das wäre es. Es wäre ganz genauso passiert. Es ist in Entwicklungsprozessen vollkommen normal, dass Fehler und Fehlentwicklungen vorkommen und Korrekturen notwendig werden. Aber der entscheidende Unterschied ist, wie man damit umgeht.

Wie also würde eine Menschheit mit positivem Selbstverständnis darauf reagieren?

Sie würde es wahrnehmen und hinschauen. Sie würde sich auch dafür öffnen - für alles was an Gefühlen und Erfahrungen damit verbunden ist. Sie wüsste, dass Korrekturen notwendig werden - sie wüsste aber auch, dass sie diese Korrekturen selbstverständlich vornehmen wird, so wie sich die Möglichkeiten dazu zeigen. Sie wüsste, dass sie zu diesen Korrekturen in der Lage ist und es würde nicht den Hauch eines Zweifels geben, dass die beobachteten Phänomene zwar gewisse Kurswechsel erforderlich machen, dass sie aber Teil eines insgesamt positiven und erfolgreichen Entwicklungsprozesses sind.

In der Folge würden sich zunehmend Möglichkeiten zeigen, Schadstoffausstoß und andere Umweltbelastungen zu reduzieren und sie würden wahrgenommen. Die fortschreitende Technologie würde zunehmend mehr Möglichkeiten bieten. Es gäbe ein wohlwollendes Zusammenwirken. Man würde sich die Erfolge der Entwicklungen anschauen und sich darüber freuen. Man wäre stolz darauf, wie man auch dieses Problem gemeistert hat.

Eine Fiktion? Nein. Es ist der ganz normale Prozess, wie er sich ohne jede Anstrengung ergibt, wenn er nicht massiv gestört wird.

Das ist die eigentliche Ursache: Ein menschliches Selbstverständnis, das nicht der Wahrheit entspricht. Und dann geschieht Folgendes:

Die Symptome wie Waldsterben treffen auf eben jenes negative Selbstverständnis und ... bestätigen es. Was normalerweise einen positiven Korrekturprozess mit positivem Ausgang anstoßen würde, bestätigt das negative Selbstverständnis und führt dazu, dass man darum zu kämpfen beginnt, dieses negative Selbstverständnis zu korrigieren.

Denn das darf ja nicht sein. Es ist zwar so, aber es darf nicht so sein. Also muss man sich anstrengen und immer noch mehr anstrengen. Und je mehr man sich anstrengt, um so aussichtsloser wird alles.

Warum das so ist, darüber hatten wir schon gesprochen: Es gibt einen Unterschied zwischen verwirklichter Erfahrung und der Wahrheit: Eine bestimmte Erfahrung verwirklicht sich, indem Energie in eine bestimmte Idee investiert wird. Aber es ist nicht die Wahrheit. Indem aufgehört wird, auf die Idee zu reagieren zeigt sie sich wieder, die Wahrheit - einfach so.

Der Mensch ist ein wertvolles, geschätztes, fähiges und erfolgreiches Wesen mit einer positiven Zukunft. Das ist einfach so. Auch dass man etwas anderes glaubt, ändert daran nichts. Es ist einfach so. Dafür muss man nichts tun, weil es schon so ist. Es war so. Es ist so und es wird niemals anders sein. Egal was der Mensch glaubt, tut und erfährt. Es ist auch keine Theorie. Es ist die praktische Wahrheit in absolut jedem Moment.

Dass man vorübergehend etwas anderes erfährt ändert nicht das Geringste an dieser Wahrheit. Die Erfahrung zeigt lediglich, dass auf bestimmte Ideen handelnd reagiert wurde - die aber nicht stimmen. Die emotionale Qualität der Erfahrung weist den Menschen überdeutlich darauf hin, dass die Ideen nicht stimmen. Das heißt, eigentlich tut sie das. Sie wird aber im Rahmen einer materiellen Weltsicht vollkommen missverstanden.

Das ist der Punkt, den zu verstehen sich wirklich, wirklich lohnt: Dass eine negative Erfahrung nicht die Wahrheit ist, sondern nur eine verwirklichte Idee die verschwindet, sobald man aufhört, auf die Idee handelnd zu reagieren. Es ist gleichzeitig ein Punkt, der im Rahmen einer materiellen Weltsicht nicht fassbar ist, sondern nur wenn man bereit ist, darüber hinaus zu gehen.

Ich weiß - ich wiederhole mich. Vielleicht stelle ich am Ende fest, dass ich ein Buch geschrieben habe, in dem in jedem Kapitel das Gleiche in anderen Worten steht. Aber es schadet nicht, wenn es dieser Zusammenhang ist. Ihn zu verstehen ändert ganz einfach alles. Und das ist aber ein schrittweiser Prozess, der sich auf den verschiedenen Ebenen der Entwicklung und in den verschiedenen Lebensbereichen immer aufs neue wiederholt.

Was man in den gegenwärtigen Umweltbemühungen erlebt, ist, wie ein Prozess einen anderen übernommen hat:

Was ursprünglich eine kleine, selbstverständliche Kurskorrektur im Rahmen der technologischen Entwicklung war, ist eben auf jenes negative Selbstverständnis getroffen und hat einen ganz anderen Prozess in Gang gesetzt: Das Ringen darum sich zu bessern, wo gar keine Besserung nötig ist.

Gut. Das sagt sich so leicht. Wir haben aber ein praktisches Problem:

Damit aufhören ist leichter gesagt als getan.

Man kann nicht ad hoc ändern, dass der Mensch eben jenes negative Selbstverständnis empfindet und auch als Wahrheit empfindet. Man kann nicht machen, dass er sich von heute auf morgen geschätzt, willkommen und erfolgreich fühlt.

Aber was man machen kann: Man kann aufhören, auf diese Gefühle und Erfahrungen zu reagieren. Man kann das hilflose Ringen einstellen.

Mann kann aufhören:

Man kann anfangen:

Nun ist das ja nicht unbedingt einfach. Man muss nur mal probieren innerlich vor sich hin zu sagen "Es läuft doch gut. Wir sind auf einem guten Weg und werden es schaffen. Wir haben schon viel erreicht. Wir können stolz auf uns sein."

Dann meldet es sich sofort: "Aber das stimmt doch alles nicht! Wenn wir es einfach so laufen lassen, dann geht doch alles den Bach herunter."

Gut. Also was willst du unternehmen?

Und dann kommt man wieder auf all das, was wir schon bis zum Erbrechen kennen.

Es ist die immer gleiche Mühle.

Sie beruht auf einen Haufen falscher Ansichten über den Menschen und die Welt:

"Der Mensch entwickelt sich nicht, wenn man ihn nicht zwingt."

"Man muss dem Menschen sein falsches Verhalten auf drastische Weise vor Augen führen."

"Ohne Druck passiert gar nichts."

Und ganz im Kern diese Grundidee der materiellen Weltsicht:

"Wahr ist, was sich als Erfahrung zeigt. Deshalb müssen wir uns ganz doll anstrengen, die Erfahrung wegzumachen."

Man kommt diesen Problemen nicht bei, ohne die Ideen der eigenen Weltsicht einer ernsthaften Prüfung zu unterziehen.

So viele Jahre erfolglosen Ringens, das reicht doch eigentlich, oder nicht?

"Aber es ist doch so! Also müssen wir etwas tun!" Das ist die Überzeugungskraft des materiellen Anscheins. Sie beginnt sich zu lösen, indem man aufhört, auf die Erfahrung zu reagieren und sich stattdessen öffnet.

Für das, was an Maßnahmen und Korrekturen wirklich nötig ist, werden sich Möglichkeiten zeigen. Möglichkeiten erfordern nicht, dass man sich dabei in seinem Willen und seiner Lebensfreude einschränken lässt. Und sie fordern auch nicht, dass der Mensch seinen Kompetenzbereich überschreitet, indem er korrigierend ins Klima einzugreifen beginnt.

Aber der Mensch hat auch schon viel erreicht. Das ist doch eine Tatsache!

nächstes Kapitel: Irrtümer und Irrwege auflösen (Irrtümer und Irrwege)