Die Entkopplung des Handelns von der emotionalen Situation

Das erklärte Ziel dieses Buches ist die Freiheit, tun und erreichen zu können, was immer man möchte.

Das bedeutet, man setzt seine Energie ein, um bestimmte Resultate zu erreichen. Der Energieeinsatz läuft über das Verhalten bzw. Handeln:

Verhalten   =>   Resultate (Erfahrung)

Das Verhalten wiederum wird von Ideen bestimmt:

Ideen   =>   Verhalten   =>   Erfahrung

Dann gab es da noch die beiden Weltsichten: die geistige und die materielle Weltsicht.

Die materielle Weltsicht zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Erfahrungen, die man tatsächlich erhält nicht unbedingt die sind, die man sich wünscht.

Deshalb hatte ich einen Wechsel zu einer geistigen Weltsicht vorgeschlagen.

Die beiden Weltsichten unterscheiden sich unter anderem dadurch, wie ein Mensch zu den Ideen gelangt, die am Anfang des oben dargestellten Prozesses stehen:

materielle Weltsicht:

Welt   =>   Ideen   =>   Verhalten   =>   Erfahrung

Die Ideen werden aus Beobachtungen der Welt und entsprechenden Schlussfolgerungen daraus gewonnen.

Die Ideen sind im Ablauf der materiellen Weltsicht weitgehend unsichtbar. Man weiß nicht, dass man auf Ideen reagiert, weil man die Ideen für ein unumstößliches Merkmal der Welt hält. Der Prozess erscheint daher eher als:

Welt   =>   Verhalten   =>   Erfahrung

geistige Weltsicht:

Inneres Wissen   =>   Ideen   =>   Verhalten   =>   Erfahrung

Die Ideen, die das Verhalten bestimmen, entspringen einem inneren Wissen.

Bleibt nur ein Problem: "Ich weiß überhaupt nix! Deshalb bin ich ja auch so auf äußere Regeln und Experten angewiesen."

Doch auch dieses Problem hatten wir schon gelöst:

Inneres Wissen entsteht, indem Erfahrungen tatsächlich durchlebt werden, indem innere Widerstände gegen Erfahrungen aufgegeben und kompensierende Handlungen eingestellt werden.

Der Wechsel von einer materiellen zu einer geistigen Weltsicht ist mit einer Entwicklung von einer Außenorientierung zu einer Innenorientierung verbunden.

Anstatt sich am Äußeren zu orientieren, an dem

beginnt man, sich am eigenen Inneren zu orientieren:

Eine materielle Weltsicht ist vor allem auch geprägt von inneren Konflikten, die dadurch entstehen, dass ihre Ideen in einem erstaunlich großen Ausmaß nicht stimmen. Da man aber so felsenfest vom Wahrheitsgehalt dieser Ideen überzeugt ist, schreibt man die inneren Konflikte eher der eigenen Unzulänglichkeit zu, als ihre Ursache in den von außen kommenden Ideen zu sehen.

Inneres Wissen ist der Weg aus diesem Dilemma. Es bedeutet, ungeachtet allen äußeren Anscheins und aller Erfahrung zu wissen: "Das ist nicht, wie die Realität tatsächlich und ihrem Wesen nach ist. Das ist lediglich eine Erfahrung oder ein äußerer Anschein, der sich auch ändern kann, wenn man erkennt, wie die Realität tatsächlich ist."

Diese Orientierung bedeutet eine andere Quelle des Wissens zu entwickeln. Das geht natürlich nicht auf einen Schlag von heute auf morgen, sondern es ist ein Prozess.

Es geht dabei nicht um irgendein theoretisches Wissen, sondern um das Wissen, welches das Verhalten bestimmt.

Und das ist praktisch: Die Entwicklung von einer Außenorientierung zu einer Innenorientierung ist mit einer absolut tiefgreifenden Änderung in der Persönlichkeit verbunden. Das ist nicht etwas, für das man sich mal eben so entscheidet. Es handelt sich um einen total grundlegenden Wandel:

Das Handeln wird von der Situation entkoppelt und einer neuen Führung unterstellt.

Eine materielle Weltsicht ist vor allem dadurch geprägt, dass man immerzu reagiert:

Auf das was andere sagen, auf bestimmte Geschehnisse, auf bestimmte Entwicklungen, auf bestimmte Erfahrungen, auf das, was äußerem Anschein nach wahr zu sein scheint.

Und dieses Reagieren wird schrittweise eingestellt. Nicht von heute auf morgen. Es ist ein Prozess, der unter innerer Führung stattfindet. Es ist immer klar, welches die gerade relevanten Entwicklungsbereiche sind.

In einer materiellen Weltsicht folgt das Verhalten immerzu der Situation.

In einer geistigen Weltsicht wird das Verhalten von der Situation entkoppelt und das kehrt die Abhängigkeiten um:

Das Verhalten führt und die Situation beginnt zu folgen.

In einer sehr vereinfachten Darstellung sieht das so aus:

materielle Weltsicht: Situation   =>   Verhalten

geistige Weltsicht: Verhalten   =>   Situation

(Natürlich ändert sich die Situation nicht sofort und auf einen Schlag. Aber wenn man konsequent bei dem neuen Verhalten bleibt, dann hat sich die Situation irgendwann komplett umgestellt.)

Dabei muss man folgendes wissen:

In diesem Moment des Entkoppelns, wo das Verhalten plötzlich neue Wege geht und nicht mehr dem Diktat der Situation folgt, intensiviert sich die Erfahrung schlagartig. Und obwohl sich die Erfahrung intensiviert, öffnet man sich aber sogar noch für diese Erfahrung.

Das heißt, der Auslöser, auf den man vorher immer reagiert hat, verstärkt sich und damit auch der Druck, doch wieder in das alte Verhalten zu verfallen.

Das ist der ganz entscheidende Unterschied zwischen den beiden Weltsichten:

materielle Weltsicht:
1. Reaktion auf die Situation
2. Blockade der Erfahrung

geistige Weltsicht
1. nicht auf die Situation reagieren
2. sich der Erfahrung öffnen

nächstes Kapitel: Handeln entgegen der Materialisierung (Entkopplung)