Wie entsteht aus Ideen Erfahrung?

Es sei hier noch einmal ganz klar gesagt, dass wir gerade einen entscheidenden Ebenenwechsel vollzogen haben:

Die übliche Sichtweise des Menschen auf Schöpfungsprozesse ist:

Idee   =>   Resultat

Diese Sichtweise soll nicht abgeschafft werden. Sie wird auch weiterhin ihre Bedeutung haben, denn natürlich muss man auch wissen, was man eigentlich überhaupt erreichen will.

Sie wird jetzt aber ergänzt durch eine weitere Sichtweise:

Idee   =>   Erfahrung

Es handelt sich dabei vor allem auch um eine andere Ideen-Ebene. Die Ideen der beiden Ebenen sind zwar eng ineinander verwoben, es sind aber nicht die gleichen Ideen.

Der Mensch ist normalerweise sehr stark auf die Resultat-Ebene der materiellen Objekte fokussiert, während die Ebene der Erfahrungen und der dahinterstehenden Ideen eher unterbewusst wahrgenommen wird. Im Praxisteil dieses Buches wird es vor allem darum gehen, die Ebene der Erfahrungen sichtbar zu machen und mit ihr auch die Ideen hinter der Erfahrungsebene.

Bevor wir dazu kommen, muss aber erst noch geklärt werden, wie denn nun aus Ideen Erfahrung entsteht.

Es verwirklichen sich auf der Erfahrungsebene die Ideen, die der Mensch für wahr hält.

Man könnte auch sagen:

Auf der Erfahrungsebene verwirklicht sich das, woran ein Mensch glaubt.

Was bedeutet es aber genau, etwas für wahr zu halten bzw.etwas zu glauben?

Das ist nun eine jener Fragen, mit denen sich ein Mensch sein Leben lang auseinandersetzen kann. Und es lohnt sich auch das zu tun. Denn dieses für wahr halten (=glauben) ist sehr eng verwoben mit dem, was der Mensch tatsächlich und in seinem Ursprung ist.

Je besser man versteht, was glauben oder für wahr halten tatsächlich bedeutet, um so mehr erkennt man, welchen ungeheuren Gestaltungsspielraum und welche gewaltigen Möglichkeiten man hat und umso besser versteht man, welche tatsächliche Position der Mensch im Gesamtgefüge dieses Universums einnimmt.

Ich möchte an dieser Stelle kurz klarstellen, dass ich den Begriff des Glaubens hier NICHT in einem religiösen Sinne verwende.

Glauben = für wahr halten kann sich in meiner Terminologie auf alles Mögliche beziehen. Es kann sich natürlich auch auf religiöse Inhalte beziehen, aber darum geht es hier nicht.

Die Wahrheit wird sehr oft verwechselt mit dem, was wahr zu sein scheint.

Und glauben wird sehr oft verwechselt mit dem, was sich wahr anfühlt.

Was wahr zu sein scheint und was sich wahr anfühlt sind aber Kategorien der Erfahrungsebene. Und die Erfahrungsebene ist lediglich eine Verwirklichung von Ideen.

Waren es aber die falschen Ideen, die sich da verwirklicht haben, so ist das, was wahr zu sein scheint ganz und gar nicht die Wahrheit, sondern lediglich eine Verwirklichung irgendwelcher vielleicht nicht sehr nützlicher Ideen.

Glauben ist eine geistige Kategorie die weit jenseits der Erfahrung liegt und außerhalb jener Welt, die sonst immer als der Ursprung allen Seins angesehen wird und die doch aber tatsächlich lediglich eine Folge davon ist.

Glauben ist der Kern dessen, was man als Inneres Wissen bezeichnen könnte. Ein Wissen jenseits aller wissenschaftlichen Beweise, ein Wissen jenseits aller Erfahrung, ein Wissen, das einfach so da ist.

Dieses Wissen ist in der gegenwärtigen Existenz des Menschen etwas verschüttet. Es ist verschüttet unter dem äußeren Anschein dieser Welt, die ja von einer materiellen Weltsicht ausgeht und sich in der Folge an dem orientiert, was diese Welt zeigt.

Genauer gesagt entspringen eben die Ideen, die man für wahr hält in einer materiellen Weltsicht dem äußeren Anschein dieser Welt. Das ist nicht sehr hilfreich, weil sich so auf der Erfahrungsebene immer wieder nur verwirklichen kann, was wir sowieso schon haben. Es ist mit dieser Sichtweise äußerst schwierig, neue Aspekte in diese Welt einzubringen.

Denn dafür müsste man neue Ideen für wahr halten, die im Anschein dieser Welt noch nicht zu finden sind.

Und das ist, was geistige Weltsicht tut. Sie schöpft ihr Wissen nicht aus dem Anschein dieser Welt, sondern aus dem eigenen Inneren.

Es geht hier also um einen Prozess, bei dem sich das Gerüst von Ideen, die man für wahr hält, zunehmend nicht mehr aus dem äußeren Anschein dieser Welt aufbaut sondern aus dem, was ich als inneres Wissen bezeichne.

Das ist der Entwicklungsprozess von einer Außenorientierung zu einer Innenorientierung:

Außen = Welt

Innen = Ich

Das praktische Ziel dieses Buches ist es, Erfahrung gestalten zu lernen, anstatt ihr ausgeliefert zu sein.

Sollen sich Erfahrungen ändern, dann müssen sich die Ideen ändern, die man für wahr hält - dann müssen sich die Ideen ändern, an die man glaubt.

Zugegeben, die bisherigen Ausführungen sind nicht sehr hilfreich, um das zu erreichen:

Wenn das innere Wissen so eine tief verborgene, unsichtbare Sache ist, wie soll man da einfach so etwas ändern, um andere Erfahrungen zu bekommen?

Wir werden uns nun schrittweise den Prozess erarbeiten, der das im Grunde alles automatisch erledigt. Dieser Prozess ist immer aktiv und sorgt dafür, dass sich der Mensch ob er das nun weiß oder nicht, zu seinem eigenen Vorteil entwickelt. Er kann gar nicht anders, als das zu tun. Und es braucht auch nicht dieses Buch, damit der Prozess abläuft. Er läuft ganz einfach immer ab.

Aber materielle Weltsicht blockiert diesen Prozess in einem hohem Maße, so dass er seeeehr seeeeeeeeehr langsam abläuft. Wir werden diesem Prozess schrittweise die Bremsklötze herausziehen, damit er ein bisschen besser in Fahrt kommt.

nächstes Kapitel: Handeln (Schöpfung)